Die Arbeitsgruppe untersucht schwerpunktmäßig die Rolle der Übersetzung in gesellschaftlichen und politischen Kontexten zum Thema gesellschaftliche Teilhabe. Es orientiert sich vorrangig an den Forschungsschwerpunkten des Fachbereichs 06, einem eigenen Campus der JGU, auf dem mit und an 13 Übersetzungssprachen gearbeitet wird. Globalisierung, Migration und Digitalisierung verändern die Bedingungen und die Art der Kommunikations-prozesse, wobei der Bedarf an mehrsprachigen Kommunikationslösungen stetig wächst. Vor dem Hintergrund der einfachen Verfügbarkeit von Lösungen in Form maschineller Übersetzung scheinen sprachliche Hürden heutzutage im Wesentlichen ein technisches Problem zu sein, das leicht zu bewältigen ist. Diesen Ubersetzungslösungen stehen Ansätze gegenüber, in denen Übersetzung zu ermöglichen eine besondere Leistung erfordert, die erst vor dem Hintergrund dieser Kommunikationsprozesse, die in einer Gesellschaft als mühelos und natürlich gelten, sichtbar wird.

In Gesellschaften mit einer einzigen offiziellen Sprache sind die Strukturen institutionalisierter Kommunikations-situationen an den Bedürfnissen der Mehrheit einer Gesellschaft und der entsprechenden Sprachnormalität orientiert. Übersetzung, verstanden als eine in soziale und kulturelle Kontexte eingebettete und regulierte Sprachpraxis mit Erwartungen, die in diesen Kontexten gelten, ermöglicht die Teilnahme an sozialen und kulturellen Prozessen und schafft Zugang zu Ressourcen. Oder sie macht den Zugang unmöglich, wenn sie nicht vorhanden ist.

Als Partizipationsvermittler leistet die Übersetzung ihren Beitrag zur Entwicklung der Macht- und Herrschafts-strukturen, die zu Inklusions- und Exklusionseffekten führen.

Die AG baut auf den Ergebnissen zweier GNK-Minigraduiertenkollegs („Politiken der Translation“, bis 2018, und „Einfach komplex! Ein multimodaler und interdisziplinärer Ansatz zur Untersuchung von sprachlicher Komplexität in der Leichten Sprache“, bis 2021) auf.